
       
      
      
      Wilhelm Anton Gottsleben
      
      1812-1867
       »Idealist, 
      Turner und Feuergeist«
      
      Anton Gottsleben (1812-1867) und das Hildesheim des Biedermeiers
      Von Klaus Arndt  
      
            
            
            
      
            Wilhelm Anton 
      Gottsleben
            
            
      (Foto: Stadtarchiv Hildesheim,
            Bestand 951 Nr. 1414)

      
      
      Vor 
      genau zweihundert Jahren, am 10. Juni 1812, wurde Wilhelm Anton 
      Gottsleben in Marienburg geboren. Seine Eltern, 
      Franz Joseph 
      Christoph Gottsleben (1777-1860) und Marie Louisa Therese, geb. 
      Mach(t)zum (1777-1828), hatten sechs Kinder, von den zwei bereits im 
      Säuglingsalter verstarben. Christoph Gottsleben war 
      Oekonomieverwalter und Amtsvogt, zuletzt in Moritzberg. Dort verbrachte 
      auch Anton Gottsleben seine Kindheit und Jugend.
      
       Der Turner
      
      Anton Gottsleben 
      besuchte das Bischöfliche Gymnasium Josephinum in Hildesheim. An dieser 
      Schule liegen auch die Anfänge des Turnvereins Hildesheim, die untrennbar 
      mit dem Namen Gottsleben und Joseph Helms verbunden sind. Bereits 
      1828 sind turnerische Aktivitäten des Josephinums bezeugt. Zunächst wurde 
      im Garten von Gottslebens Eltern am Moritzberg geturnt, dann im 
      Pepperworth, danach vor dem Ostertor und später am Dammtor. Fast 
      revolutionäre Aktivitäten, denn im Königreich Hannover, zu dem Hildesheim 
      gehörte, wurde die Turnerei nicht gern gesehen, in Preußen war sie sogar 
      verboten. Auch am Josephinum gab es immer wieder Verbote durch den 
      Schulleiter. Schulfach wurde Turnen erst im Jahr 1868/69.
      
        
        
          
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             Die ersten 
            Hildesheimer Turnübungen am Fuß des Moritzberges,vermutlich im Garten von Anton Gottslebens Eltern (um 1828)
 (Lithographie: Stadtarchiv 
            Hildesheim, Bestand 967 Nr. 183)
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      Verweilen 
      wir noch etwas bei Gottslebens Liebe zur Turnerei. Die bis in die 
      1840er Jahre bestehende Turnsperre wurde beendet, das Turnen fand nicht 
      nur an den höheren Schulen sondern auch in der Bevölkerung breite 
      Zustimmung, und im Vereinsleben selbst vollzogen sich Ereignisse, die 
      außerordentlich bestimmend auf den weiteren Turnbetrieb einwirkten. Das 
      Gefühl der Zusammengehörigkeit und die damit verbundene Vaterland- und 
      Bruderliebe regte sich in allen deutschen Landen. Geeint wollte das 
      deutsche Volk allen Anfeindungen von innen und außen entgegentreten, und 
      Deutschlands waffenfähige Männer schlossen sich zu diesem Zwecke zu 
      Bürgerwehren zusammen und suchten den Körper durch Turnübungen zu 
      stählen. In diese Entwicklung des Hildesheimer Turnwesens griff Anton 
      Gottsleben 1848 entscheidend ein und gründete am 4. Mai mit 
      Gleichgesinnten im »Goldenen Engel« den »Männerturnverein von 1848«. Schon 
      nach wenigen Tagen waren dem Verein 211 Mitglieder beigetreten, und nach 
      einem knappen Jahr waren es schon 310 Mitglieder. Geturnt wurde zunächst 
      auf dem Sommerturmplatz des Josephinums. Später wurde dem Verein ein Platz 
      an der Steingrube zugewiesen.
      
         
       
      Gottsleben, Vereinspräsident von 1848 bis 1853, war schon seit der 
      Vereinsgründung darum bemüht, eine Turngelegenheit für die Wintermonate zu 
      schaffen, als die Verwaltung sich bereit erklärte, die im Sommer als 
      Wolllager genutzte Reitbahn am Ratsbauhof während der Wintermonate als 
      Turnhalle nutzen zu lassen. Für seinen unermüdlichen Einsatz verlieh ihm 
      der »MTV v. 1848« 1863 die Ehrenmitgliedschaft, eine besondere 
      Auszeichnung, die ihm auch der 1861 gegründete »MTV Eintracht« zukommen 
      ließ.
      
      Der Katholik
      
      Im Sommer 1844 wurde 
      in Trier der so genannte »Heilige Rock«, das angebliche Gewand Christi 
      ausgestellt. 
      Diese Veranstaltung hatte auch für Hildesheim Bedeutung, führte sie doch 
      zur Entstehung einer religiös-politischen Bewegung, die unter dem Namen 
      Deutschkatholiken, manchmal auch Christkatholiken genannt, bekannt wurde.
      
      
      
          Zwei 
      Gruppierungen, die »Christlichkatholisch-Apostolische Kirche« und die 
      »Allgemeine Christliche Kirche«, beide begründet von bereits 
      exkommunizierten Theologen, vereinigten sich 1845 und nannten sich 
      »Deutschkatholische Kirche«. Sie erklärten die Bibel zur einzigen 
      Glaubensgrundlage, erkannten lediglich Abendmahl und Taufe als Sakramente 
      an, vertraten die Gleichberechtigung der Frauen in allen Gemeindeangelegenheiten, billigten ihnen das aktive und passive Wahlrecht 
      zu und verwarfen den Zölibat. Sowohl das kirchliche Lehramt als auch den 
      päpstlichen Primat lehnten sie entschieden ab. Es konnte nicht verwundern, 
      dass diese Kirche, die den lutherschen Grundsätzen sehr nah war, auch 
      Platz für Protestanten und Juden bot.
      
      
      
          Bereits 
      Anfang 1845 bildete sich in Hildesheim ein Kreis von Männern, die die 
      Gedanken dieser neuen Bewegung aufnahmen. Die »Deutschkatholische 
      Gemeinde« wurde gegründet, ein Vorstand gewählt, dessen Sprecher Anton 
      Gottsleben wurde. 
      Schon nach kurzer Zeit zählte man hundert Mitglieder. Große Sympathie 
      erfuhr diese neue Gemeinschaft von der »Gerstenbergschen Zeitung« und vom 
      Hildesheimer Rat, der als Gottesdienstraum zunächst den Rathaussaal, dann 
      die Kapelle des lutherischen Waisenhauses zur Verfügung stellte.
      
         
      Eine 
      Sammlung zur finanziellen Unterstützung wurde veranstaltet, die übrigens 
      drei Protestanten ins Leben riefen, darunter Justizrat Lüntzel. Ein 
      Prediger wurde berufen, Joseph Lorenz, ein ehemaliger katholischer 
      Priester aus Böhmen und Freund Robert Blums (1807-1848), der allein von 
      der Gemeinde bezahlt werden musste.
      
         
      Bischof 
      Jakob Josef Wandt (1780-1849) reagierte sofort. Bereits am 22. März 1845 
      wurden sechzig Personen aus Hildesheim und Umgebung von ihm 
      exkommuniziert, darunter Anton Gottsleben und sein Vater 
      Christoph Gottsleben. Allerdings scheiterte er mit seinen Versuchen, 
      gegen den Verleger Constantin Gerstenberg (1794-1877) gerichtlich 
      vorzugehen und es gelang ihm auch nicht, eine Beschwerde gegen den Rat 
      wegen Unterstützung der Deutschkatholiken bei der »Landdrostei« 
      durchzubringen.
      
         
       Anton 
      Gottsleben  wandte sich an die Hannoverschen Stände, die neue 
      Religionsgemeinschaft zuzulassen, eventuell als Sekte, denn nur 
      Protestanten und Katholiken hatten im Königreich Hannover gleiche 
      bürgerliche wie politische Rechte. Im Kabinett in Hannover wurde man 
      misstrauisch gegenüber einer Bewegung, die, was die Geisteshaltung anging, 
      in gefährliche Nähe zu Demokraten und Revolutionären eingestuft wurde. Wer 
      Freiheit in der Gemeinde praktiziere, mochte bald auch Freiheit in Politik 
      und Gesellschaft fordern.
      
         
      Dennoch sprach sich König Ernst August (1771-1851, 
      König ab 1837) am 18. Februar 1846 für die Duldung der »Sekte« aus, 
      allerdings mit Auflagen. Daraufhin stieg die Mitgliederzahl auf 
      einhundertsechzig an.
      
         
      Neben der 
      Überwindung der konfessionellen Spaltung lag den »Deutschkatholiken« die 
      Einigung der deutschen Nation am Herzen. Beide Ziele haben sie nicht 
      erreicht. Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 hatten sie als 
      religiöse, nationale und sozialpolitische Oppositionsbewegung keine Chance 
      mehr. 1867, beim Tode Anton Gottslebens, zählte die Glaubensgruppe 
      in Hildesheim noch achtundzwanzig Mitglieder.
      
      Der Jurist
      
      Zurück zum Werdegang
      Anton Gottslebens. Er besuchte erfolgreich das Josephinum. 1832 
      begann er sein Jurastudium an der Universität Göttingen. Am 5. September 
      1835 wurde ihm die Beendigung seines Studiums mit Ausfertigung des 
      Abgangszeugnisses bescheinigt, in dem – wie damals üblich – keine Noten 
      enthalten waren, sondern lediglich die von ihm besuchten Veranstaltungen 
      angegeben wurden. Hinsichtlich seines Betragens waren zwei Bemerkungen 
      handschriftlich angefügt. Im Wintersemester 1833/34 erhielt er zwei Rügen 
      und drei Tage strengen Karzer, weil er auf der Straße Unfug getrieben habe 
      und sich gegenüber einem Pedell zu ungebührlichen Äußerungen habe 
      hinreißen lassen. Von dem Verdacht der Teilnahme an einer unerlaubten 
      Verbindungsversammlung wurde er freigesprochen. Am 23. Dezember 1836 
      teilte das Ministerium in Hannover mit: »Wir haben uns bewogen gefunden, 
      den Candidaten der Advocatur Anton Gottsleben zu Moritzberg zu seiner 
      weiteren practischen Ausbildung als Auditor beim Amte Hildesheim 
      anzustellen«. Dass man dem »Auszubildenden« Anton Gottsleben »auf 
      die Finger schaute«, ging aus einem Schreiben der »Königlichen 
      Landdrosterei« vom 29. Juni 1840 hervor, in dem man darum bat, 
      »vertraulich über den Fleiß, das Betragen und insbesondere über die 
      politischen Gesinnungen des Amtsauditors Gottsleben an uns zu berichten«.
      
         
      Ob zu 
      dieser Nachfrage Anlass bestand, ließ sich nicht mehr feststellen. 
      Anton Gottsleben schloss seine Ausbildung erfolgreich ab. 1844 wurde 
      er im Adressbuch unter der Adresse Hoheweg 436 als Advocat geführt. Die 
      Neufassung der Städteordnung führte zu der seit langem geforderten 
      Trennung von Verwaltung und Justiz. Die Justizkanzlei wurde Obergericht 
      und unterstand nun der staatlichen Aufsicht. Das ehemalige Stadtgericht 
      wurde zum Amtsgericht und dem neuen Obergericht untergeordnet. Anton 
      Gottsleben wurde hier als Anwalt zugelassen und trug spätestens ab 
      1853 den Titel »Obergerichtsanwalt«.  
      
         
       Anton 
      Gottsleben war unverheiratet und zog häufig um. Nachdem er 1844 im 
      Hoheweg 436 gewohnt hatte, finden wir ihn 1847 Hinter dem Heiligen Kreuz 
      474, 1849 in der Altpetristraße 403, 1852 in der Jacobistraße 121, 1857 in 
      der Kurzen Burgstraße 1475, dort mit seinem Vater und seiner Schwester, 
      dem Fräulein Minne Gottsleben. Ab 1858 ist der neue Wohnort der 
      Familie die Lange Burgstraße 1455. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1860 
      und dem Auszug seiner Schwester wohnte der Obergerichtsanwalt Anton 
      Gottsleben ab 1864 im Langenhagen 1658, genau in der Gegend, wo die 
      Cholera im Jahre 1867 dann am schlimmsten wütete. 
      
      Der Politiker
      
      Das politische Leben
      Anton Gottslebens begann mit seiner »Turnerei«, die im Königreich 
      Hannover nicht gern gesehen war. Man kann von einem ersten Ausbruch aus 
      bestehenden Vorstellungen sprechen. Auch die Gründung und aktive Mitarbeit 
      in der Gemeinschaft der Deutschkatholiken war ein eminent politischer Akt, 
      denn die übergeordneten Ziele dieser Gruppierung entsprachen weder den 
      Vorstellungen der katholischen Kirche noch den Wünschen der Regierung.
      
      
      
           Anton 
      Gottslebens öffentlich wirksames politisches Auftreten ist erst seit 
      der Revolution von 1848 
      und den damit unter anderem verbundenen Unruhen in Hildesheim 
      feststellbar. 
      Der Advokat Friedrich Weinhagen (1804-1877), der »Oberführer« der 
      Hildesheimer Bürgerwehr, vertrat rigoros die Forderungen der 48er und 
      darüber hinaus auch weiter gehende Forderungen gegenüber der Hannoverschen 
      Regierung im Hinblick auf Veränderungen innerhalb der Städteordnung. 
      Fühlte sich doch die Stadt Hildesheim, die »Stadt der 15 000 Bettler« von 
      der immer mächtiger werdenden Residenzstadt Hannover und dem König ständig 
      zurückgesetzt. Es kam in Hildesheim zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, 
      die mit der »erzwungenen« Absetzung von Bürgermeister Carl Christoph 
      Lüntzel (1779-1854, Bürgermeister von 1843-1848) und Syndikus Traumann 
      sowie der Festsetzung des »Landdrosten« ihre Höhepunkte fanden. Es würde 
      allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen, hier Gottslebens 
      politische Aktivitäten in den folgenden zwanzig Jahren näher vorzustellen.
      
        
        
          
            | 
             Friedrich 
            Weinhagen spricht 1848 zu den Hildesheimern(Abb.: Stadtarchiv Hildesheim, 
            Bestand 951 Nr. 1282)
 | 
        
        
       
      
      
      Tod und Würdigungen
      
      Trauer und 
      Bestürzung herrschen in ganz Hildesheim, als am 18. September 1867 die 
      Todesanzeige des Obergerichtsanwalts Anton Gottsleben erschien. Er 
      gehörte zu den ersten Einwohnern der Stadt, die der Choleraepidemie mit 
      mehr als zweihundert Toten zum Opfer fielen. Er wurde, wie bei einer 
      solchen gefährlichen Seuche üblich, in aller Stille schleunigst beerdigt. 
      Trauergäste waren verboten. Bereits am selben Tag erschien in der 
      »Hildesheimer Allgemeinen Zeitung« ein ausführlicher Nachruf, der begann: 
      »Unsere Stadt betrauert einen ihrer besten Bürger, Hannover einen seiner 
      bewährtesten Kämpfer für die Freiheit und den Fortschritt, das Vaterland einen 
      edlen Patrioten: der Obergerichtsanwalt Anton Gottsleben ist gestern, gegen 
      6 Uhr Abends, nach einer Krankheit von einigen Stunden an der Cholera 
      gestorben. Wen die Götter lieb haben, der stirbt jung.« Er, im besten 
      Mannesalter von 55 Jahren, sei in der Tat jung gestorben, denn er habe 
      seinen jugendlichen Idealismus durch die Jahrzehnte hindurch bewahrt, 
      unbekümmert um den Erfolg, unbekümmert um sich selbst. Er habe an seinen 
      Grundsätzen und Idealen unbeirrt festgehalten.
      
        
        
          
            | 
            
             »Nachruf anA. Gottsleben« in der
 Hildesheimer Allgemeine 
            Zeitung
 1867, Nr. 227
 (27. September)
 | 
            
             Todesanzeigein der
 Hildesheimer Allgemeinen Zeitung
 1867, Nr. 219
 (18. September)
 | 
            
             »Nachhall anGottsleben«
 in der Hildesheimer
 Allgemeine Zeitung
 1867, Nr. 233
 (4. Oktober)
 | 
        
        
       
      
      
      
          »Wie er in diesem 
      Sinne gelebt, weiß fast jedes Kind seiner Vaterstadt, die wenig so 
      populäre und allseits verehrte Bürger hatte als Gottsleben. In seinem 
      Beruf als Anwalt wie in seiner vieljährigen Stellung als Mitglied der 
      städtischen Vertretung. Als Förderer jedes gemeinnützigen, jedes 
      nationalen Unternehmens, wie als Abgeordneter zur hannoverschen Zweiten 
      Kammer« sowie auch auf religiösem Gebiet habe er unerschrocken die letzten 
      Konsequenzen seiner Überzeugungen verfolgt, auch gegen die Wut und den 
      Spott anderer. Sein Leben sei unentwegt den Prinzipien des Liberalismus 
      gewidmet gewesen. Mit großem Jubel habe er den Sieg der deutschen Waffen 
      und die Grundsteinlegung zum Staate deutscher Nation begrüßt. Er habe  den 
      Kampf wider das im vorigen Jahr durch die Niederlage der hannoverschen 
      Truppen im Preußisch-österreichischen Krieg am 29. Juni 1866 vernichtete 
      hannoversche Regierungssystem in 
      Stadt und Umgebung maßgeblich mit beeinflusst. Grundlage für Anton 
      Gottslebens politisches Wirken seien die Prinzipien der Burschenschaft 
      gewesen,  
      die Einheit des deutschen Volkes, Selbstbestimmung und der Ruf nach Ehre, 
      Freiheit, Vaterland. Der Nachruf schloss mit dem Versprechen, »sobald es thunlich sein wird«, allen die Gottsleben geliebt und verehrt 
      hätten, zu einer würdigen Gedenkfeier einzuladen.
      
         
      Am 14. 
      Februar 1868 erschien in der »Hildesheimer Allgemeinen Zeitung« dann mit 
      der Überschrift »Gottsleben-Denkmal« eine Anzeige, in der um Spenden, hier 
      »Liebesgaben« genannt, gebeten wurde »für die Erfüllung des Wunsches, 
      seine letzte Ruhestätte mit einem würdigen Denkmal zu zieren«. Unter den 
      Unterzeichnern waren neben anderen die Namen Hachmeister, Götting, Senator Hermann Roemer 
      (1816-1894) sowie Stegmann und Zenker, die Präsidenten der beiden 
      Männerturnvereine zu finden.
      
         
      Die beiden Schwestern Anton Gottslebens 
      erhielten am 17. September 1868 
      eine Kopie der von seinem Turnbruder und späteren Professor 
      Friedrich Küsthardt (1830-1900) geschaffenen Büste, die am folgenden Tag auf dem 
      Marienfriedhof feierlich enthüllt wurde. Überaus zahlreich war die 
      Beteiligung der Hildesheimer Bevölkerung bei dem Marsch zum Friedhof, wo 
      Gesangsvereine die Feier verschönten. Auch von außerhalb war die 
      Beteiligung der Turnerdeputationen, die Kränze niederlegten, eine sehr 
      stattliche. Auf der Schleife der Bückeburger Turner konnte man lesen »Dem 
      Bravsten der Braven«. Für das Andenken Gottslebens sorgten später 
      in erster Linie die Turnvereine »MTV v. 1848« und »Eintracht«, deren 
      Vertreter jahrzehntelang an seinem Todestag Kränze am Grabmahl 
      niederlegten.
      
        
        
          
            | 
             
            
            
            »Hier ruht / 
            Anton Gottsleben / unermüdlicher Kämpfer für / Wahrheit und Recht / 
            geboren am 10ten Juni 1812 / gestorben am 17ten Sept. 1867«. Das stark verwitterte, drei 
          Meter hohe Denkmal aus behauenem Sandstein liegt heute auf dem 
          Bauhof, die vermutlich aus Bronze modellierte Büste von Friedrich Küsthardt 
            ist verschwunden.(Foto: Sabine Brand)
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             Anton GottslebenBüste von Friedrich Küsthardt
 (Foto: Festschrift 100 Jahre MTV, 1948)
 
             Gottslebens 
            Denkmal mit Büste(Marienfriedhof, 1938)
 (Foto: Schrader, HAZ Mai 1938)
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      Eine 
      besondere Erinnerung erfolgte anlässlich des 90jährigen 
      Jubiläums des »MTV v. 1848«, als in der »Hildesheimer Allgemeinen Zeitung« 
      am 3. Mai 1938 unter der Überschrift »Wer war Obergerichtsanwalt Anton Gottsleben?« ein ausführlicher Artikel zu Leben und Wirken dieses Mannes 
      erschien. Mit Gottsleben habe die Stadt Hildesheim »seinen 
      temperamentvollsten, mit einem sonoren weithin schallenden Organ 
      begnadeten Redner verloren«, der 1848 mit Friedrich Weinhagen an der 
      Spitze der Freiheitsbewegung gestanden habe, und »als 1864 in ganz 
      Deutschland wegen Schleswig-Holstein die Begeisterung ihre hohen Wellen 
      schlug, steht Gottsleben wieder in der vordersten Reihe und wirbt 
      tatkräftig für die gute Sache, und als dann das Jahr 1866 angebrochen war, 
      gehörte er neben Roemer und Boysen zu den ›Drei G‹, Gerstenberg, Götting 
      und Gottsleben, die«, so schloss der Artikel über die vergessenen 
      politischen Aktivitäten, »wenn es ›schief‹gegangen wäre, den Hildesheimer 
      Staub von ihren Pantoffeln hätten schütteln müssen«.  
      
      
      
          Obwohl es mit den politischen 
      Ereignissen nicht schief gegangen war: für Anton Gottsleben trifft diese 
      Aussage jedoch in einem anderen Sinne zu. Er wurde in Hildesheim 
      vergessen.
        
      
       Quellen
      
          |  | Anton 
  Gottsleben. Ein würdiges Denkmal für den »Feuergeist«. 
      In: Moritz vom Berge, 
  Stadtteilzeitung Hildesheim West Nr. 223 (2012), Januar [Internet-Ausgabe]. | 
          |  | 
      
      Anton Gottsleben 
  † [Nachruf]. In: 
  Hildesheimer Allgemeine Zeitung  1867, Nr. 219 (18. September). | 
          |  | Anton 
  Gottsleben. In:
  
  Hildesheim-Lexikon. | 
          |  | 
      Arndt, Klaus: 
      Friedrich Weinhagen und die Hildesheimer Unruhen von 1848. In: Alt-Hildesheim. 
  Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim 47 (1976), 
  S. 19-29. | 
          |  | 
      Bauer, Karl: 
      Geschichte von Hildesheim von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hildesheim: 
  Gude, 1892. | 
          |  | 
      Bertram, Adolf: 
      Geschichte des Bisthums Hildesheim. Bd. 1-3. Hildesheim: Lax, 1899-1925. | 
          |  | 
      Ein Feuergeist, Teil 1 
  (Denkmal neu entdeckt) u. Teil 2 (Anton Gottsleben). In: Moritz vom Berge, 
      Stadtteilzeitung Hildesheim West Nr. 210 (2010), November, S. 4-5 u. 
  Nr. 211 (2010/2011), Dezember/Januar, S. 8-9. | 
          |  | 
      Festschrift zum 
  150-jährigen Bestehen des MTV v. 1848. Festschrift des Vereins. Hildesheim, 
  1998. | 
          |  | 
      Gebauer, Johannes 
  Heinrich: Geschichte 
  der Stadt Hildesheim. Verf. im 
  Auftrage des Magistrats von J. Gebauer. Mit 
  Einschalttafeln auf Kunstdruckpapier, einem Stadtplan und künstlerischem 
  Buchschmuck von Hermann Maier. 
      Bd. 1-2. Hildesheim: Lax, 
  1921-1924. | 
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        Gerlach, Bernhard 
        u. Hermann Seeland: Geschichte des 
        Bischöflichen Gymnasium Josephinum in Hildesheim. Von der Aufhebung der 
        Gesellschaft Jesu im Jahre 1773 bis zur Zerstörung der Anstaltsgebäude 
        des Josephinums 1945. Bd. 1-2. Hildesheim: 
        Lax, 1950-1952. | 
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        Gottsleben-Grabmal am würdigen Platz. 
      In: Moritz vom Berge, 
        Stadtteilzeitung Hildesheim West Nr. 249 (2014), Juni [Internet-Ausgabe]. | 
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  Hundert Jahre Schüler-Turnverein Saxonia am Bischöflichen Gymnasium Josephinum 
  und Realgymnasium zu Hildesheim. 1833/1933. Hildesheim: Kornacker, [1933]. | 
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      Kloppenburg, Heinrich: Die 
  Geschichte des Moritzstifts und der Gemeinde Moritzberg. Hildesheim, 1933. 
  [Maschinenschriftlich].[Kloppenburg (1863-1952) war 
  Mittelschul-Lehrer und zeitweise Kreisheimatpfleger im Hildesheimer Raum. Er 
  hat u. a. die Moritzberger Geschichte maschinenschriftlich auf 1404 
  Din-A-4-Seiten zusammengestellt - alles was er damals an Dokumenten finden 
  konnte, zusammengefasst und zum Teil auch die Originalakten abgetippt. Das 
  Original seines maschinenschriftlichen Werkes liegt im Stadtarchiv Hildesheim. 
  Drei gebundene Exemplare der Durchschriften können im Stadtarchiv Hildesheim, 
  im Bistumsarchiv Hildesheim und im Hauptstaatsarchiv Hannover eingesehen 
  werden. Hinweis von Sabine Brand, Hildesheim.]
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      Matern, Norbert: 
  Politische Wahlen in Hildesheim 1848 bis 1867. Bonn: 
  Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, 1959. 
  Bonn, Univ., Diss., 1958, 
  S. 72, 122 u. 175. [Schon in einer Vorversammlung der Wahlmänner am 15. Januar 
  beschloss man, den Obergerichtsanwalt Gottsleben, der wohl Weinhagens Stelle 
  übernommen hatte, zum Abgeordneten, jenen selbst aber zum Ersatzmann zu 
  wählen. Gottsleben übernahm 1863 die Leitung des Hildesheimer »Schleswig-Holstein-Commitees«. 
  Im Cholerajahr 1867 wurde er mit 208 Einwohnern ein Opfer dieser tückischen 
  Krankheit.] | 
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      Oppermann, Heinrich 
      Albert: Zur Geschichte des Königreichs Hannover von 1832 bis 1860. Bd. 1, 1832-1848; Bd. 2, 1848-1860. Leipzig: Wigand, 1860-1862. | 
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      Rickhey, Fritz: 
      Bedeutende Persönlichkeiten aus dem Hildesheimer Land. In: Allgemeiner Heimatkalender 
      für Stadt und Land. Hildesheim, 185 (1954). | 
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      Röhrig, Anna Eunike: Die 
      Deutschkatholiken in Hildesheim. 
  Ein vergessenes Kapitel Geschichte. In: Hildesheimer 
  Heimat-Kalender 2001 (2000), S. 80-82. | 
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      Schulze, Otto: Die 
      Entwicklung der Leibesübungen in Hildesheim. In: Alt-Hildesheim. 
  Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim 15 
  (1936), S. 11-17. | 
          |  | Zum 90jährigen Jubiläum des 
  MTV 1848: Wer war Obergerichtsanwalt Anton Gottsleben? In: Hildesheimer 
  Allgemeine Zeitung / Gerstenbergsche Zeitung  1938, Nr. 182 (3. Mai), S. 5. |