Familienforschung
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Wilhelm Knüttel (vor 1510-1566)

Wilhelm Knüttel, nassauischer Rat (geb. vor 1510 in Lauda, gest. 6. Januar 1566 in Siegen).
Die Familie stammt aus dem damals würzburgischen Amt Lauda und spielte 1525 bei den örtlichen Baueraufstand eine führende Rolle.
Verheiratet: 1) N.N. von Seelbach (?) aus dem Siegerland, 2) Anna (gest. vor 1586), Tochter des Peter von Berzhahn gen. Westerburg, Kammersekretär des Grafen Johann V. von Nassau-Dillenburg. - Kinder: Vier Söhne (u.a. Wilhelm, Jurist, gab 1571 die Konsilien des Cantiuncula heraus), zwei Töchter.
   
Knüttel studierte seit 1525 in Heidelberg unter dem Einfluss humanistisch gesinnter Professoren (Irenicus) und promovierte 1528 zum magister artium. 1531 trat er als Sekretär für Haussachen in den Dienst des Grafen Wilhelm des Reichen von Nassau-Dillenburg und erhielt Siegen als Amtssitz angewiesen. Durch seine Ehen bahnte er enge Beziehungen zu im Siegerland maßgeblichen Adelsfamilien und nassauischen Beamtenfamilien an. Die Knüttel gewannen aber auch verwandtschaftliche Beziehungen zu hessischen Beamtenfamilien. Da die Verbindung von Familie und Amt auch in Hessen ausgeprägt war, spielte die persönliche Bindung der Räte keine geringe Rolle bei der Beilegung des Katzenelnbogischen Erbfolgestreites zwischen Hessen und Nassau. Dieser Streitfall stellte nicht nur das zentrale Problem in der Hauspolitik der Nassauer in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dar, sondern übte auch zeitweilig eine lähmende Wirkung auf die gesamte innere Reichspolitik aus. Der juristisch-politische Streit um ein Erbe, das Hessen bereits eingenommen hatte, brachte Knüttel in engen Kontakt mit vielen führenden Geistern seiner Zeit: Granvella, Cantiuncula, Oldendorp, Melanchthon.
   
Über eine beträchtliche Barzahlung hinaus gelang es ihm, im Frankfurter Vertrag von 1557 eine Arrondierung des nassauischen Territoriums durchzusetzen. Darauf oblag es ihm, als Rat des Grafen Johann VI. und des Prinzen von Oranien die Nachfolge zu regeln sowie dem jungen Territorium eine einheitliche Rechts- und Verwaltungsordnung zu geben. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe, die eine evangelisch-reformierte Obrigkeit ausbilden sollte, ging Knüttel im engen Einvernehmen mit den Städten, Ämtern, Gerichten und Kirchengemeinden vor, um indigene Rechte zu harmonisieren und zu wahren. Dieses Vorgehen stand im Gegensatz zu den Methoden, die König Philipp von Spanien in den Niederlanden anwenden ließ. Es bestärkte Wilhelm von Oranien in seinem Willen zum Widerstand nicht weniger als der Zwang zur Wahrnehmung der Reichsstandschaft der Grafen, die hier wie überall im Reiche auf dem Spiele stand.
   
Die Schrecken der Bauernkriege vor Augen, hat Knüttel bei der Durchführung dieser Politik immer zur Mäßigung geraten. Er hat den bewaffneten Konflikt nicht mehr erlebt; aber er hat wesentlichen Anteil an dem Aufbau jener poltitisch-geistigen Position, aus der heraus der 80-jährige Krieg um die Freiheit der Niederlande geführt worden ist. In diesem Zusammenhang ist auf seine historiographischen Werke zu verweisen: Diplomatarium Cnüttelium sowie Epitome stemmatis illustrium Dominorum comitium a Nassaw, 1541.

Literatur

bullet Hatzfeld, Lutz: Wilhelm Knüttel. In: Neue deutsche Biographie 12 (1980), S. 231.

Stand: 2005
Klaus Gottsleben
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